Hinter dem Vorhang
Malerei und Zeichnungen des Performance-Künstlers WolfgangSautermeister bei Zeitraum/Exit
Veranstaltung
Zeitung
Von unserer Mitarbeiterin Heike Marx
Die Mannheimer Performance-Galerie Zeitraum/Exit präsentiert eine umfangreiche Ausstellung in eigener Sache: WolfgangSautermeister, einer der Vier, die für das Label Zeitraum/Exit stehen, das sich zu überregionaler Anerkennung hochgearbeitet hat, zeigt Malerei und Zeichnung. ?Geister" nennt Sautermeister seine Bilder, denn sie sind Gestaltwerdung von Ideen, die den Künstler permanent umtreiben.
Es ist eine Ausstellung nach Jahren der Abstinenz, während der Sautermeister als Vermittler und Performer hervorgetreten ist. Für Performance-Kunst hat er Lehraufträge an der Pädagogischen Hochschule in Heidelberg und der Justus-Liebig-Universität in Gießen. Der Rückzug aus der Öffentlichkeit bedeutete freilich keinen Bruch in seinem bildkünstlerischen Schaffen, das kontinuierlich weiter suchte, experimentierte, Material sammelte und Bildideen erfand. Zur Performance-Kunst ist der 1954 in Rottenburg geborene Künstler erst 1994 übergegangen. Maler und Zeichner ist er immer geblieben. Die jetzige Ausstellung gibt eine Art Rechenschaftsbericht über den Stand, den er in den letzten beiden Jahren erreicht hat.
Die Ausstellung präsentiert viele Bilder, die sich auf Schwarz und Weiß beschränken. Es sind keine grafischen, sondern malerische Bilder, laut Aussage Sautermeisters die letzten eines jahrelangen Auslotens. Sie entlocken den Nicht-Farben eine emotional vibrierende Farbigkeit. Seit kurzem ist Sautermeister zur Farbe zurückgekehrt, zunächst zögerlich, dann mit zunehmender Vehemenz.
Es begann damit, dass Farbspuren auf Press-Span-Platten, die er als Arbeitsunterlagen benutzte, seine Aufmerksamkeit fesselten. Gegen ihre diffuse, aus dem Zufall entstandene Existenz setzte er eigene Bildwelten; er übermalte den vorgefundenen Farbgrund, ohne ihn auszulöschen. An den Rändern existiert er fort und manifestiert sich als Teil des Bildes. Viele übermalte Press-Span-Platten sind zu sehen. Nebenan im Atelier sind weitere noch unbearbeitete gestapelt, eigene sowie solche von seinen Schülern, und harren des Tages, der sie zu Bildern werden lässt.
Der Umgang mit Farbe, das A und O eines jeden Malers, gehört zu den eher materiellen Geistern, die ihn nicht loslassen. Ein anderer ist das Klebeband, das sich aus der Performance, wo Sautermeister es viel benutzt, in seine Malerei gedrängt hat, oder die Collage vorgefundener und eigens zum Zweck späterer Einarbeitung in Bilder gesammelter Fotos. Ein dritter Geist, der ihn nie verlässt, ist die Zeichnung zur Notierung von Persönlichem. In einem kleinen Konvolut - um die 2000 Zeichnungen habe er im Atelier - zeigt das Blatt „Mein Sturz" das Biografische besonders deutlich: Bei einer Performance war Sautermeister so unglückliche gestürzt, dass er um Haaresbreite einer Querschnittlähmung entgangen ist.
Die vorgenannten Beobachtungen sind formaler Natur, doch da es keine Kunst ohne Form gibt, sind es durchaus Geister, von denen ein Künstler besessen ist. Wolfgang Sauermeister hat aber auch inhaltliche Geister, die vergleichsweise naiver in den Motiven in Erscheinung treten.
Da ist der Blick. Durch ein Fenster, in die Nacht, durch Vogelaugen, auf eine Landschaft, zurück in die Kindheit, hinter einen Vorhang. Der Vorhang, der verbirgt und offenbart, wird zum existenziellen Zeichen, das sich in textiler Stofflichkeit gleichsam verbirgt. Einen weiteren Komplex, den Sautermeister auch als Performer unermüdlich abarbeitet, bilden Erscheinungsformen des Spirituellen und als heilig Verehrten. Seine Kindheit war katholisch geprägt, die Auseinandersetzung mit Religion hält ein Leben lang an.
Termine
Zeitraum/Exit in Mannheim, Hafenstraße 68-72, bis 21. Juni 2008, geöffnet Freitag 16-20 Uhr, Samstag und Sonntag 14-18 Uhr. Am 21. Juni Künstlergespräch.