Mit Sammeln und Kopieren Neues erschaffen

SUPERCOPY-FESTIVAL Künstler treffen sich im Mai in Mannheim / Frage nach Urheberrechten wird diskutiert

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Lampertheimer Zeitung

Kopieren, zusammensetzen und etwas Neues daraus entstehen lassen. Was unter dem neudeutschen Begriff „Sampling“ bekannt ist, ist eigentlich schon uralt, und man findet es in vielen Lebensbereichen. Dank der digitalen Revolution allerdings, ist in den letzten Jahren besonders im Medien und Musikbereich eine Rechte-Diskussion entflammt, die zu einer Frage führt: der Frage nach dem Verhältnis von Original und Kopie.
„Supercopy“, ein neues Festival der Samplingkultur in Mannheim, widmet sich unter anderem dieser Frage. Aber nicht nur: Von 7. bis 10. Mai gibt es auch einiges an – natürlich gesampelter – Musik auf die Ohren sowie Vorträge, Workshops, Ausstellungen, Performances und Filme an unterschiedlichen Orten.

Neuesten Stand zeigen
„Es ist ein interdisziplinäres Festival. Wir wollen kein Genre bedienen“, sagte Kurator Jan-Philipp Possmann, der Sampling als Kunstform ansieht, die mit existierender Kunst Neues schafft. Aber eben auch Problematiken im Bereich des Urheberrechts heraufbeschwört. „Wir wollen die Musik, aber auch den neuesten Stand der Sampling-Kultur präsentieren“, so Possmann.
Die Hauptorte, an denen das Festival stattfindet, sind die Alte Feuerwache, wo vor allem die internationalen Künstler auftreten, und „zeitraumexit“ im Jungbusch, das den Platz für Vorträge, Performance und Ausstellungen stellt. Doch auch das Institut für Deutsche Sprache ist mit im Boot sowie das Odeon-Kino.

Es gibt gleich mehrere Programmhöhepunkte: Darunter fällt bestimmt das Konzert des israelischen Funk-Musikers und Medienkünstlers Kutiman, der mit seinem Youtube-Projekt „Thru-You“ das Sampling mehr oder weniger neu definiert und sich damit Millionen-Klicks gesichert hat. Spannend könnte auch die Performance „Your Brother. Remember?“ des New Yorkers Zachary Oberzan sein, die schon auf zahlreichen großen Festivals lief und nun erstmals in Baden-Württemberg zu sehen ist. Namhafte Wissenschaftler wie der Medienphilosoph Wolfgang Ullrich, der Kunsthistoriker Henry Keazor oder der Leiter des Instituts für Deutsche Sprache, Ludwig M. Eichinger, widmen sich verschiedenen Seiten der Kopier-Thematik anhand von Vorträgen.
Vertieft wird der Kulturzweig „Sampling“ auch in einem medienwissenschaftlichen Symposium oder in einem Workshopprogramm, bei dem das DJ-Team Twit One, Hulk Hodn und Memyselfandi praktische Tipps zum Samplen gibt und zeigt, wie es seine Ideen findet und umsetzt. Dabei erklären die Künstler auch, wie sie mit dem Urheberrecht umgehen.
An einer Samplingstation können sich die Besucher selbst ausprobieren. Sie erhalten Zugriff auf mehr als tausend Klangdateien, die BASF-Mitarbeiter zum 150-jährigen Firmenjubiläum aufgenommen haben und die als Grundlage für das Sampling dienen. Auch an der Station gibt es eine Einführung in die Technik des Samplens. Eine Arbeitsgruppe aus der Kreativwirtschaft, geleitet von dem Komponisten Matthias Hornschuh, lotet zudem die aktuellen Entwicklungen theoretisch aus. Die Podiumsdiskussion bildet den Auftakt einer Reihe von Arbeitsgesprächen, die im August im Rahmen der „SoundTrack_Cologne 12, c/o pop convention“ mit Vertretern aller Interessengruppen fortgesetzt wird.

Sampling nicht aufzuhalten
Denn um das Sampling kommt man heutzutage nicht mehr herum. „Wir glauben, dass man das Kopieren nicht mehr aufhalten kann“, sagte Kurator Possmann. Er sieht das Festival als Vorschlag an, das Kopieren lieben, aber dabei auch die rechtlichen Seiten kennen zu lernen. Die Veranstalter hoffen, „Supercopy“ in Mannheim etablieren zu können. Und wer weiß, vielleicht wird es in Zukunft ja auch von anderen Städten kopiert.

Jan Millenet