Habt ihr schon einmal einen toten Menschen gesehen? Womöglich nicht, denn Alter und Krankheit werden heute meist in Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen ausgelagert. Damit ist uns auch die Vertrautheit im Umgang mit dem Ende des Lebens abhandengekommen. Wir wenden uns an ein Bestattungsunternehmen und dann kommen Menschen wie Malin Baßner oder Sofie Ruffing, deren Aufgabe es ist, den toten Körper zu versorgen.
In NACH DEM ENDE stehen sie als Performer:innen auf der Bühne, bringen ihre Perspektive dem Publikum näher und arbeiten den Berührungsängsten mit dem Tod entgegen. Sie berichten vom Waschen der Verstorbenen, von der Versorgung von Wunden, dem Ankleiden und in den Sarg betten. Sie erzählen aber auch von ihrer Freund:innenschaft, von besonderen Begegnungen und Erkenntnissen. BKM Performance begegnet dem Thema radikal und sinnlich. NACH DEM ENDE lotet Widersprüche aus: zwischen Sensibilität und Skurillität, zwischen dokumentarischem Material und fiktional-schaurigen Elementen, zwischen Vergänglichkeit und Ewigkeit.
Mit dem Projekt werden die Zuschauer:innen angeregt, das eigene Verhältnis zum und den Umgang mit dem Tod anzuschauen und zu befragen. Habe ich schon mal den toten Körper eines Menschen, eines Angehörigen gesehen, angefasst oder gar umsorgt? Wenn nein, warum eigentlich nicht? Wem überlassen wir diese wichtige Aufgabe? Warum wird ein geliebter Mensch durch den Tod auf einmal zum gefürchteten Körper? Was wünsche ich mir für meinen eigenen Körper, wenn er tot ist? Die meisten Menschen verbinden Sorgen oder Ängste mit dem Thema, dabei kann der Umgang mit unseren Toten ein wichtiger Bestandteil der Trauerbewältigung sein und ist in vielen Kulturen auch heute ein wichtiges Ritual. Hinterbliebene, die sich sich Zeit mit der:dem Verstorbenen genommen haben und vielleicht sogar bei der Totenfürsorge mitgewirkt haben, beschreiben dies oft als wichtigen Teil des Trauerprozesses, als Gelegenheit, das Unfassbare im wahrsten Sinne zu begreifen. BKM Performance glaubt, dass Wissen über den Tod sowie die Darstellung und Benennung von Abläufen dabei helfen, Ängste abzubauen, eine gedankliche Auseinandersetzung mit dem Tod anregen können und helfen, wenn es soweit ist eine gute Entscheidung für sich zu treffen. Das Projekt liefert Einblick in Praktiken der Totenfürsorge und konkrete Räume in der eigenen Stadt, die uns meist verschlossen sind und schafft Gelegenheit für Austausch und Fragen.
Im Anschluss an die Performance findet ein Nachgespräch statt.
Künstlerische Leitung + Konzept: BKM Performance. Regie: Ruby Behrmann, Liliane Koch. Künstlerische Mitarbeit + Performance: Malin Baßner, Sofie Ruffing. Kostüm + Szenografie: Theresa Mielich. Musik: Simon Rösel. Künstlerische Produktionsleitung + szenografische Mitarbeit: Katharina Becklas.
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Have you ever seen a dead person? “Nach dem Ende” has the undertakers Malin Baßner and Sofie Ruffing on stage as performers. They introduce their perspective on death to the audience, counteracting the fear of contact. They recount the washing of the deceased, the care of wounds, the dressing and the bedding of the bodies into a coffin. But they also talk about their friendship, special encounters and realisations. “Nach dem Ende” explores contradictions between sensitivity and bizarreness, documentary material and fictional-spooky elements, transience and eternity. There will be a follow-up discussion.
Fotos: Gabriele Valdespino