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Wir leben in einer Wegwerfgesellschaft. Tausend Dinge gehen durch unsere Hände, ihne dass wir sie wirklich wahrnehmen. Zeugs, das sich manchmal nicht von dem unterscheidet, was wertvoll ist. War das Werk von Martin Kippenberger, das kürzlich eine Putzfrau in Dortmund wegschrubbte, nur eine Ansammlung von Material? Und die Fettecke von Beuys, die in Düsseldorf verschwand? Kunst ist geduldig. Das zeigt nun auch ein Fall aus Mannheim. Im Künstlerhaus zeitraumexit stellen gerade Robert Hutter und Ingrid Mwangi aus. Für ihre Installation 'Aestehtics of Uprising' hatten sie ein Foto aufgeängt und darunter einen Schriftzug auf den Boden geschrieben. Der fiel jetzt ebenfalls einer Putzfrau zum Opfer. Die Performancekünstler machten das Beste daraus - ein neues Werk: Sie schufen eine Lache aus schwarzer Farbe, ergänzt um Wischlappen: mit Schrift. Wer schreibt, der bleibt, heißt es so schön. Und im Fall von Mwangi und Hutter ist das wörtlich gemeint. Viele ihrer Werke sind temporär. Einiges nur auf Video gebannt. Das wusste die Reinigungskraft sicher nicht. Aber interessanterweise zeigte ihre Kunst, dass manches gerade deshalb bleibt, weil es längst verschwand.

Annika Wind

"Aesthetics of Uprising" - Ansicht der ersten Version. Foto: Peter Empl