Symbole für diffuse Angst
Kunst: Im Zeitraumexit beschwört Wolfgang Sautermeister Geister
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Von unserem Redaktionsmitglied Annika Wind
Hier könnte er hocken, der Geist. Hinter einem dunklen Vorhang aus Acrylfarbe und Tesafilm. Doch vielleicht ist es zu trivial, in den Bildern von Wolfgang Sautermeister spukende Wesen zu suchen. Vielmehr steht der Begriff Geist für eine gewisse Offenheit seiner Bilder: Geist hat schließlich auch mit Geistigem zu tun, mit Assoziationen, die einem Künstler im Kopf herumschwirren - oder geistern.
Im Domizil der Künstlergruppe Zeitraumexit zeugen Bilder aus den vergangenen zwei Jahren von einem eigenwilligen Verständnis von Kunst: Gezeigt werden Collagen, Zeichnungen und Ölmalereien, die sich mit geistlichen Motiven wie Tauben oder Strahlenkränzen beschäftigen, mit Geistern als Symbol für diffuse Angst, mit Menschen und Landschafen, denen etwas Unbestimmtes anhaftet - mit Themen also, die sich um Fragen des Auratischen oder Spirituellen drehen. Besonders ist, dass Wolfgang Sautermeister viele Motive nur andeutet, nicht zu viel ausführt, um Platz für Assoziationen zu lassen. Bewusst schwanken Sautermanns Collagen zwischen Figuration und Abstraktion.
Ungewöhnliche Tiefe
Besonders ist auch deren Machart: Mit Acrylfarben hat er etwa Spanplatten bearbeitet, die ihm für vorherige Projekte als Grundlage dienten. So führt er nun weiter, was er einmal aufgab - was zweifellos seinen Reiz hat: In vielen Arbeiten scheinen die alten Bildgründe durch, manchmal diffuse Gestalten. Mit verblüffend einfachen Mitteln entsteht so eine ungewöhnliche Tiefe. Für "Beten und Bellen" etwa hat Sautermeister den dunkel bemalten Grund mit Papiergestalten beklebt - ein Mensch und ein Hund - diese übermalt und dann das Bild mit neongelben Punkten übersät. Entstanden sind so drei optische Ebenen - und ein schöner Brückenschlag zum Thema "Geist".
Wer gehört werden will, muss eben kommunizieren - im weitesten Sinne mit Beten und wenn es sein muss auch bellen. Nicht alles, was Sautermeister zeigt, ist bierernst zu nehmen. Auf "Selbst als Hirte" hat er beispielsweise ein eigenes Kinderfoto geklebt. Verschmitzt schaut er als kleiner Junge drein - und karikiert die stoische Ruhe eines echten Hirten, in dessen Pose er gerückt ist.
39 Arbeiten sind in der Hafenstraße in zwei Räumen zu entdecken. Im ersten vorwiegend Collagen, im zweiten auch Zeichnungen. Arbeiten, die von einer gewissen Experimentierfreude erzählen, ironisch oder nachdenklich sind.