Angst vor Ausverkauf
Tag der kulturellen Vielfalt: Buchhändler und Kulturschaffende der Region warnen vor möglichen TTIP-Folgen
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Fällt die Buchpreisbindung? Darf kulturelle Arbeit nicht mehr bezuschusst werden? Drohen Billiganbieter im Kultursektor? Vor den Auswirkungen des Freihandelsabkommens TTIP zwischen den USA und Europa warnt der Deutsche Kulturrat zum „Tag der kulturellen Vielfalt“ morgen, 21. Mai, mit einem „Tag gegen TTIP“. Zu einem Aktionstag „Buchhandel statt Freihandel“ wiederum ruft der Börsenverein des Deutschen Buchhandels für 21. Mai auf.
Mit Plakaten in Buchläden und einer Online-Unterschriftenliste fordert der Börsenverein als Dachverband von Verlagen und Buchhandlungen, dass die Buchpreisbindung im Transatlantischen Handels- und Investitionsabkommen TTIP ausdrücklich ausgenommen wird. „Die US-Digitalwirtschaft will einen Preiskampf gegen den stationären Handel. Sie will ihre monopolartige Marktmacht festigen. Das ruiniert in Europa den filigranen Buchhandel vor Ort und damit die kulturelle Qualität und Vielfalt“, sagt Alexander Skipis, der Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins.
Bislang haben die EU-Verhandlungspartner zwar zu verstehen gegeben, die Regelung durch TTIP nicht gefährden zu wollen. Skipis sorgt sich dennoch. Die Preisbindung dürfe in den TTIP-Verhandlungen „nicht zum Bauernopfer“ werden. „Feste Ladenpreise tragen zum Erhalt einer intakten Buchhandelslandschaft bei und zu einem hochwertigen Buchangebot. Das kommt vor allem den Lesern zu Gute.“
Auf der Webseite www.buchhandel-statt-freihandel.de haben bis gestern rund 2800 Buchfreunde unterzeichnet. „Ich unterstütze meine Buchhandlung, weil sie einen ganz besonderen Charme versprüht und dort tolle Menschen arbeiten, die Bücher genauso lieben, wie ich“, begründet Leserin Lisa Altmeier ihre Signatur. „Ohne Buchpreisbindung werden nur noch Buchhandlungsketten am Markt sein. Ich möchte die regionalen Buchhändler unterstützen“, befindet Elke Ambach.
Beim „Tag gegen TTIP“ wiederum gehen in der Region Kulturschaffende unter dem Motto „- Schützt die bedrohte(n) Art(en)“ direkt auf die Straße: Mit einem „Kulturspaziergang von Ludwigshafen nach Mannheim“ am Donnerstag zwischen 17 und 19 Uhr wollen sie auf die Gefahren des Abkommens hinweisen. Veranstalter sind der Verein Kultur Rhein-Neckar (Ludwigshafen) und das Künstlerhaus Zeitraumexit (Mannheim).
Los geht es am Berliner Platz, wo in kurzen performativen Szenen mögliche Auswirkungen von TTIP auf den Kultursektor dargestellt werden, begleitet von einer Band namens Selbsthilfegruppe. Am Mannheimer Paradeplatz gibt es später eine „stille Performance über den Ausverkauf der Kunst“ sowie die Fotoaktion „Zeige Gesicht gegen TTIP“. Um 19 Uhr findet dann am Mannheimer Schillerplatz ein szenisches Spiel zum Thema statt. Die Aktion unterstützen beispielsweise Literaten wie Hasan Özdemir und Hans Thill, Künstler wie Madeleine Dietz und Samuel Fleiner, Musiker wie Bernhard Vanecek und Jörg Teichert sowie Kulturveranstalter wie Eleonore Hefner und Anja Kleinhaus, Kinobetreiber wie Erdmann Lange und Schauspieler wie Monika-Margret Steger.
rhp/ütz