Der Mensch im Tier
PERFORMANCE: Das Projekt Two Fish tritt letztmals als Duo bei zeitraumexit auf
Zeitung
Eigentlich gehen Angela Schubot und Martin Clausen künstlerisch ja längst getrennte Wege. Als Duo Two Fish standen die beiden für ideenreiche Perfomance-Arbeit an der Schnittstelle von Tanz und Schauspiel. An selbiger ist auch ihre Produktion "Halt mir einen Platz frei, bis ich anders wieder da bin" anzusiedeln, die sie jetzt - sozusagen kurzfristig wiedervereinigt - als Wiederaufnahme im Kunsthaus Zeitraumexit im Mannheimer Jungbusch zeigten.
Zurück in die Steinzeit
Von Erinnerungen an alte Zeiten und dem Einschlagen neuer Wege handelt auch der Abend. Two Fish gehen zurück bis - na ja, in die Steinzeit eben. Die Menschwerdung des Affen manifestiert sich auf irritierende wie drollige Weise in den hautfarbenen Ganzkörper-Suites, die mit dunklen Haaren versehen sind; auch an Stellen, an denen sie Vertretern unserer Spezies heute nicht mehr so üppig sprießen, "Caveman" für Intellektuelle also. Am Boden liegend erarbeiten sich Clausen und Schubot in exakter Synchronie und kleinteiliger Langsamkeit den aufrechten Gang. Im Mittelpunkt dieser launigen, bisweilen anstrengenden und doch sehr klugen Humanevolution steht der Mensch als Verwandlungsmühle. Ist er Naturimitation oder Kunstwerk?
Von Ursprung und Verschwinden menschlicher Gefühle und Regungen ist dabei derart genau die Rede, dass nicht nur Biologen, Ethnologen und Philosophen, sondern auch heutige Normalfühler großen Mehrwert erhalten. Geborgenheit, Wärme, Verzweiflungs-, Schmerz- und Brunftschreie, Sozial- und Paarungsverhalten stehen auf dem Prüfstand zwischen Denken und Fühlen. Auch das Prinzip Hoffnung und der Autobefehl zum ständigen Wandel werden hinterfragt.
Warum sollen wir uns, wenn eine Richtung kein Heil verspricht, instinktiv zum Zwecke der Selbsterhaltung in eine andere wenden? Ist Instinkt biologisch verordneter Selbstbetrug? Warum können wir "die Kugel nicht einfach rollen lassen"? Die Liebe kommt dabei als Kulturleistung weg. Sie ist der Motor, weiterhin mitzumachen, auch wenn wir wissen, dass nur Mühe und Arbeit folgen. "Die Liebe aber ist die größte unter ihnen."