Die Zweitverwerter

Festival der Samplingkultur "Supercopy" ab 7. Mai neu in Mannheim

Zeitung

Die Rheinpfalz

Musik kopieren und neu kombinieren kann gut klingen – aber auch Rechtsstreit provozieren. Beiden Aspekten widmet sich ab dem 7. Mai das viertägige Festival der Samplingkultur „Supercopy“. Kurator Jan-Philipp Possmann, das Team der Alten Feuerwache Mannheim und zeitraumexit laden ein zu Vorträgen, Workshops, Ausstellungen und Konzerten.

Kutiman, ein israelischer Musiker, hat aus Filmen der Videoplattform Youtube Neues geschaffen: Beim Projekt „ThruYou“ werden aus privaten Wohnzimmerkonzerten von Amateurmusikern ganze Bands, aus Versatzstücken eifriger Klavierschüler werden Songs. Kutiman ist einer von vielen Gästen beim Festival „Supercopy“ in Mannheim. „Ein interdisziplinäres Festival“ soll es werden, wie KuratorJan-Philipp Possman sagt. Das heißt, es gibt nicht nur Konzerte.
Der Musikjournalist und Hip-Hop-Musiker Falk Schacht spricht über Urheberrecht und zeitgenössische Popkultur. Ein ganztägiges Symposium dreht sich um das Thema „Keine Angst vor der Kopie“. Es ist die Abschluss-Veranstaltung eines Hauptseminars der Universität Mannheim. 20 Studierende haben sich wissenschaftlich mit dem Thema „Copy und Paste“ beschäftigt. Sampling sei eine Praxis, „die es schon immer gab“, sagt Possmann. In der Pressemitteilung schreiben die Organisatoren ehrgeizig von 3,5 Milliarden Jahren Sampling-Geschichte. Auch wenn es in Mannheim nicht ganz so weit zurückgehen wird: „Sampling ist die Realität von uns allen“, so Possmann.

Immer mehr Texte sind digital verfügbar, jeder kann auf sie zugreifen. Welche Konsequenzen hat das und was folgt aus der leichtfertigen Nutzung? Das sind Fragen, denen Ludwig M. Eichinger, Leiter des Instituts für Deutsche Sprache in Mannheim, bei seinem Vortrag nachgeht. Es soll auch um eine kritische Auseinandersetzung mit dem Sampling gehen, um rechtliche und wirtschaftliche Fragen. „Man wird die Kopien nicht aufhalten können“, sagt Possmann und spricht auch von „kreativem Klauen“.
Kreativ war auch Filmmusik-Komponist Michael Nyman. Er hat zum 150. BASF-Jubiläum aus Geräusch-Schnipseln ein Orchesterwerk komponiert. Mitarbeiter hatten dazu mit ihren Smartphones über 1000 Klänge ihres Arbeitsalltags aufgenommen. Statt das Werk zu hören, können die Besucher bei „Supercopy“ selbst mit diesen Klängen experimentieren. Parallel zur Medienkunst-Ausstellung „Everything is a remix“ im zeitraumexit, ist dort eine Samplingstation aufgebaut, an der unter Anleitung akustisch mitgebastelt werden kann.

Vier Tage, 16 Programmpunkte, viele verschiedene Themen. Wie das neue Festival ankommt, wird sich erst zeigen. Aber die Macher sind optimistisch und „wünschen, es zu wiederholen“, wie Gabriele Oßwald, Leiterin von zeitraumexit, sagt. Erste Ideen dafür gibt es auch schon: Literatur, Bildende Kunst – auch in anderen Genres wird „gesampelt“.

rxs