Harmloser Wilder Westen
FESTIVAL: Auftakt von "Wunder der Prärie" im Büro für Kunst
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Von unserer Mitarbeiterin Eva Maria Mayer
"Wunder der Prärie" - bei dem neuen Titel der Festivalreihe des Büros für Kunst "Zeitraum Exit" wabern vor dem geistigen Auge unweigerlich Bilder voller Wild-West-Romantik. "Passt!", denkt man, denn das Motto lautet dieses Jahr "Zu Hause", und um die Eroberung eines neuen Zuhauses ging es ja wohl bei den endlosen Trecks gen Westen. Mannheim sei als kulturelle Prärie verkannt, in der es beim näheren Hinsehen durchaus Wunderbares zu entdecken gibt - eben die Aktionen von "Zeitraum Exit". Soweit die Ausführungen beim Auftakt des Kunstfestivals von Wolfgang Sautermeister, der gemeinsam mit Gabriele Oßwald, Elke Schmid und Thilo Schwarz das Festival organisiert.
Nun ist der Titel "Wunder der Prärie" keinem Western, sondern einem Tierfilm von Walt Disney entlehnt. Nicht wild und gefährlich, sondern eher harmlos und wenig komplex präsentierte sich dann auch das Programm des gestrigen Eröffnungsabends. Nachhaltige Irritationen suchte man vergebens - auch wenn die ganz in Weiß gehaltene Live-Installation "Castle" von Hina Strüver durchaus befremdliche Momente hatte: Wie ein Wesen von einer anderen Welt sitzt die 30-Jährige in einem ganz in Weiß gehaltenen Käfig, in dem sparsam gesetzte Attribute wie eine Badekappe an eine verlorene Häuslichkeit erinnern. Die eigentliche Attraktion sind jedoch die lebenden Hühner. Sie reagieren differenziert auf die per Knopfdruck ausgelöste Vibrationen, für die die Züricher Künstlerin Töne aus der Natur wie Wind und Vogelgezwitscher zu elektronischen Störgeräuschen verfremdete.
Die durchlässige Grenze zwischen öffentlichem und privaten Raum thematisiert auch das Künstlerduo "Kooperation PRIVAT". Während die Arbeit "Wohncontainer" kaum mehr als die Umkehrung von Innen und Außen ist, so überzeugt die dreiteilige Videoinstallation "nach zu Hause" aufgrund ihrer formalen Klarheit. In ihr ergänzen sich Aufnahmen von Klingelschildern, Menschen auf dem Nachhauseweg in einer vorbeifahrenden Straßenbahn und die uniformen Gänge eines Wohnhauses zu einer ineinander fließenden Bildfolge. Ein desillusioniertes Bild häuslichen Daseins entwarf die japanische Künstlerin "anti-cool" in ihrer Performance "Vicicous circle exercise". In sinnlosen Wiederholungen wechselte sie zwischen Fitnessübungen vor dem TV und Essorgien. Obwohl der Berg von Verpackungsmüll und Essensresten stetig wuchs, blieb das von der Künstlerin notierte Ergebnis mager: "21:27 Uhr: 56 kg, 29,6% Körperfett".
"Wohncontainer" bei Zeitraum Exit (Lange Rötterstr. 23, Mannheim): bis 23. Oktober, Fr 16-20 Uhr, Sa/So 14-18 Uhr.