Peer Martiny - Portrait

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Als Villenbesitzer spielt er im Film "Die fetten Jahre sind vorbei" neben Daniel Brühl, er war im "Tatort" zu sehen, inszenierte am Münchner Volkstheater, trat im Berliner Schillertheater, den Münchner Kammerspielen und bei den Salzburger Festspielen auf. Im Dezember gastiert Peer Martiny in Mannheim mit Wilhelm Reichs "Rede an den kleinen Mann".
"Sicher, es ist primär kein Theatertext, aber durch die Form der Rede mit sehr direkter Publikumsansprache ist eine dramatisch-monologische Form gegeben", erläutert der in Berlin lebende Schauspieler. Wilhelm Reich (1987 - 1957), genialster und umstrittenster Schüler Sigmund Freuds, hat sich 1946 mit "Die Rede an den kleinen Mann" seinen Frust über die Unverbesserlichkeit der Spezies Mensch von der Seele geschrieben. Es ist ein menschliches, weniger wissenschaftliches Dokument des Psychoanalytikers, Philosophen und Schriftstellers, der armselig in einem amerikanischen Knast endete und erst von der 68er Generation wegen seiner sexualpolitischen Ansätze wieder entdeckt wurde.
"In Zeiten von Hartz IV, Opel und Karstadt kann man gerade heute wieder die Frage stellen, was man selbst auf die Füße stellen kann, ohne die kollektive Situation für alles verantwortlich zu machen", sagt Peer Marinty über Reichs Text, dem er nicht ungeteilt gegenübersteht, aber mit ihm vor allem Diskussionen anregen will. Martiny schätzt die kleine, direkte und ungewöhnliche Art des Theaters. Im Rahmen des zeitraum_ex!t-Festivals "do you understand" las er letztes Jahr zwei Wochen lang im Kundenzentrum der Mannheimer Verkehrsbetriebe Melvilles Moby Dick. "Es ist eine interessante Erfahrung, Literatur auf die Straße zu bringen, mal nicht vor dem üblichen Publikum aufzutreten". Diesmal geht Peer Martiny zwar nicht auf die Straße, bringt aber einen Text mit, der über die Straße erzählt.
Ralf-Carl Langhals