Platziert und noch viel vor

Mannheimer zeitraumexit-Macher bedanken sich für Verleihung des Rudi-Baerwind-Preises mit Rudi-Baerwind-Performance

Zeitung

Die Rheinpfalz

Von unserer Mitarbeiterin Heike Marx

Formal ungezwungen, inhaltlicht von Kopf bis Fuß auf Kunst eingestellt und unter lebhafter Anteilnahme der Mannheimer Öffentlichkeit, kurz: in einer Atmosphäre, die derjenigen in Rudi Baerwinds legendärem 'Symposium der Künste' nicht unähnlich war, wurde der Baerwind-Preis 2008 an zeitraumexit in dessen Räumen in der Hafenstraße verliehen. Wolfgang Sautermeister bedankte sich dafür mit einer Baerwind-Performance.

"wir freuen uns über diese Anerkennung unserer Arbeit", sagte Gabriele Oßwald, die Frau an Sautermeisters Seite. Wo jeder Euro beantragt oder eingeworben werden muss, sind 3000 Euro Preisgeld hoch willkommen. "In vielen Jahren haben wir versucht, uns in Mannheim zu platzieren. Wir haben noch viel vor", so Oßwald.
Dazu zählt auch, dass zeitraumexit zum Sprung über den Rhein ansetzt. Der Kunstverein Ludwigshafen ist neuer Kooperationspartner beim Festival "Wunder der Rpärie", das unter dem Motto 'Keine Angst' stehen wird.
Ursprünglich zwei Teams gründeten ihre Initativen im geichen Jahr 1995. Die bildenden Künstler Gabriele Oßwald und Wolfgang Sautermeister "Zeitraum, Büro für Kunst"; die Regisseurin Elke Schmid und der bildende Künstler Tilo Schwarz "Exit, Ausgangspunkt Theater". Da sich ihre Arbeitsweisen von Anfang an überschnitten, war es nur eine Frage der Zeit, bis sie ganz zusammenrückten. Sie konfrontierten die Öffentlichkeit mit einer Fülle ungewöhnlicher Darbietungen, die sie teils selbst produzierten, teils von auswärts vermittelten.
Dieser Tätigkeit, neben der auch vergleichsweise traditionelle Kurse und Kunstführungen angeboten werden, gab die erfolgreiche Ausrichtung der Internationalen Performance-Konferenz 2000 in Mannheim den entscheidenden Schub.
zeitraumexit bündelt seine Aktivitäten in einem großen Herbstfestival, das seit 2004 "Wunder der Prärie" heißt. Als zweites kleineres Festival im Frühjahr bringt "frisch eingetroffen" junge Performer nach Mannheim. Für beide Festivals macht zeitraumexit internationale Ausschreibungen. Niemand und nichts im Bereich alternativen Kunst- und Theaterschaffens ist zu extravagant, zu noch übersehen oder schon in aller Munde, dass ihm zeitraumexit nicht ein Forum bieten würde. Als Stefan Kaegi und Daniel Wetzel noch nicht als 'Rimini Protokoll' hoch gehandelt wurden, bauten sie bei zeitraumexit ein Gemeinwesen mit lebenden Ameisen auf, das allen, die es gesehen haben, unvergessen bleibt. Dank zeitraumexit hat Performancekunst in Mannheim einen international beachteten Schwerpunkt.
Mit einer Performance setzte sich Wolfgang Sautermeister in Beziehung zu Rudi Baerwind. Fast alles war weiß: eine Collage auf der Wand, Sautermeisters Anzug, ein Luftballon, den er in die Höhe kickte. Daran hing ein Schild mit der Aufschrift 'Symposium'.
Aus einem Lautsprecher philosophierte rudi Baerwind über die Natur, gesprochen von Sautermeister. Aus einem zweiten tönte es cool von dem jungen Künstler Jonathan Meese. Sautermeister schrieb mit roten und schwarzen Klebestreifen ganz altmodisch "Kunst" und "Leben" an die Wand, hielt seinen Luftballon auf Augenhöhe, nahm viele Schlucke aus einer Flasche. Dann setzte er sich einfach hin, sah dem Publikum ins Auge und wartet, unbeeindruckt von dessen Versuchen zu applaudieren, bis der letzte Zuschauer gegangen war...

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