Schwarzer Würfel wirft existenzielle Fragen auf
Performance: Zeitraumexit begeistert mit "Inside the Black Cube"
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Von unserem Mitarbeiter Dennis Baranski
Ein sonorer Klangteppich erfüllt den Raum, unterstreicht die totale Finsternis. Einzig das Publikum, vorsichtig umherirrend, gibt sich durch unbeholfene Bewegungen hie und da dem suchenden Auge preis. Wartet man auf Godot? Oder befindet man sich bereits "Inside the Black Cube"?
Der dritte Teil von Jan-Philipp Possmanns und David Weber-Krebs' Lecture-Performance-Reihe "Catalog of Situations", deren zweiter Teil "Erschauern/Begreifen" bereits 2008 beim Festival Wunder der Prärie zu sehen war, feierte auf der Bühne von Zeitraumexit im Mannheimer Stadtteil Jungbusch seine Premiere.
Geschickte Inszenierung
Erst allmählich glimmt ein einsames Licht auf, verbreitet sich warm in der quadratischen Räumlichkeit, und stellt bloß, was bisher nicht zu erahnen war: Ein schwarzer Kubus drängt sich in den Fokus, lässt, geschickt inszeniert, eine verwirrende Bild-in-Bild-Situation entstehen.
Auftritt Museumsführer: Bestandsaufnahme. Selbstbewusst bezeichnete er die Skulptur als fünfte Ausgabe von Tony Smiths Arbeit "Die", mit einer exakten Seitenlänge von 1,82 Metern - schnell wird deutlich, dass ein musealer Rahmen der Skulptur nicht zu genügen vermag.
Diskurs über Kunst
Neue Perspektiven schafft eine Stimme vom Band. Regieanweisungen einer Betrachtung machen das Objekt zum Subjekt. Der Würfel wird zum Akteur, schluckt Raum und wirkt zunehmend bedrohlicher. Was tun, fragt sich der Besucher. Flucht. Raus aus der Ausstellung, deren Absolutheit alles Menschliche als störenden Eingriff entlarvt. Zwischen Treppenaufgang und Ausgangstür beruhigt eine Videoinstallation. Dargestellte Räume, allesamt leer, werfen weitere Fragen auf: Was wiegt schwerer? Existenz oder Nicht-Existenz?
So entsteht mit dem anschließenden, (selbst-)kritischen Künstlergespräch ein gelungener Diskurs über die Darstellung von Kunst, ihrem Ideal und ihrer Reproduzierbarkeit. Minimal Art, die schamlos nach außen kehrt, was Kunst bedeutet: ein permanenter Wandlungsprozess, anstößig und streitbar. Zeitraum Exit lässt uns an dieser Genese teilhaben. Und das ist gut so.