Spazieren gehen gegen den Freihandel

Die freie Kulturszene in Ludwigshafen und Mannheim macht beim Protesttag gegen TTIP mit - Öffentliche Kultureinrichtungen zurückhaltend

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Die Rheinpfalz

Für den 21. Mai hat der Deutsche Kulturrat zum bundesweiten Protest gegen TTIP, das noch nicht abgeschlossene Freihandelsabkommen zwischen Europa und den USA, aufgerufen. Künstler aus der Region werden sich mit einem Protestmarsch von Ludwigshafen nach Mannheim beteiligen.

Der „Kulturspaziergang“ steht unter dem Motto „Tag gegen TTIP – Schützt die bedrohten Arten“. Ausgangspunkt wird um 17 Uhr der Berliner Platz in Ludwigshafen sein, Ziel ist der Mannheimer Schillerplatz. Auf dem Weg dorthin wird es Zwischenstationen an der Mannheimer Universität und auf dem Paradeplatz geben. An allen vier Stationen sollen Kunstaktionen stattfinden. Auf dem Berliner Platz ist ein szenisches Spiel über „Global Player“ und Musik vorgesehen. Die anderen Aktionen stehen noch nicht fest. Die Veranstalter sind offen für alles, der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Und jeder, der gegen TTIP ist, kann mitlaufen.

„Wir haben versucht, die gesamte Region einzubinden“, sagt Gabriele Oßwald vom Mannheimer Künstlerhaus Zeitraumexit, einem der Veranstalter. Dabei ist eine beachtliche Unterschriftenliste zustande gekommen. Die Unterzeichner aus der freien Kunst- und Kulturszene kommen aus der gesamten Rhein-Neckar-Region. Verwundert sind die Veranstalter nur, dass die großen Kultureinrichtungen in Mannheim und Ludwigshafen, wie das Nationaltheater und das Theater im Pfalzbau, Kunsthalle, Reiss-Engelhorn-Museen und Wilhelm-Hack-Museum sich nicht an dem Protest beteiligen wollen. Die Rücksichtnahme auf Sponsoren der Großindustrie, mehrheitlich Befürworter des Freihandelsabkommens, könnte bei ihrer Zurückhaltung eine Rolle spielen.

„Wir sind nicht unbedingt gegen ein Freihandelsabkommen, sondern gegen die undemokratische Art des Vorgehens“, sagt Eleonore Hefner vom Verein Kultur-Region Rhein-Neckar, neben Zeitraumexit ein weiterer Veranstalter. „Es geht uns eigentlich um die demokratische Kultur.“ Hans Joachim Bremme von der Bürgerstiftung Heidelberg, bis zu seiner Pensionierung Leiter der BASF-Öffentlichkeitsarbeit, rügt neben der Intransparenz auch Inhalte von TTIP, soweit sie die Kultur betreffen und bekannt sind. Dazu gehört die Bedrohung der öffentlichen Förderung von Kultureinrichtungen, die dann als Wettbewerbsverzerrung eingestuft werden könnte. Ferner nehmen die Demonstranten Anstoß an der geplanten Aufhebung der Buchpreisbindung und der Gefährdung des Urheberrechts. Der Deutsche Kulturrat hat den 21. Mai als Protesttag gewählt, weil dieser Tag von der Unesco zum „Tag der kulturellen Vielfalt“ ausgerufen worden ist. Diese Vielfalt sieht der Spitzenverband der deutschen Kulturverbände durch TTIP bedroht.

TERMIN
Der „Kulturspaziergang“ beginnt am Donnerstag, 21. Mai, 17 Uhr, auf dem Berliner Platz. Weitere Informationen bei den Veranstaltern unter Telefon 0621/1227635.

huf