Tanztheater, Daumenkino und ziemlich viele Reiskörner
Galerie Zeitraum und Theater Exit veranstalten vom 14. bis 24. September wieder ihr Performancefestival „Wunder der Prärie" in Mannheim
Veranstaltung
Zeitung
Wenn im Bahnhof vor den Augen der Passanten weithin sichtbare Kunstobjekte entstehen; wenn auffällige Leute in der Innenstadt ganz gewöhnliche Dinge tun, dann ist in Mannheim wieder das Herbstfestival der Galerie Zeitraum und des Theaters Exit.
Seit letztem Jahr trägt es den klangvollen Namen „Wunder der Prärie", und der ist schon weit über die Region hinaus zu einem Begriff geworden. Der Erfolg macht es den Veranstaltern - Wolfgang Sautermeister und Gabriele Oßwald von Zeitraum, Tilo Schwarz und Elke Schmid von Exit - leichter Sponsoren zu gewinnen. Zum ersten Mal ist die BASF unter ihnen.
Am 14. September starten - zum nunmehr sechsten Mal - elf ereignisreiche Tage mit Grenzgängen zwischen bildender und darstellender Kunst, einschließlich allem, was dazwischen oder abseits davon liegt, nicht zu vergessen die Musik. Das Thema lautet in diesem Jahr „Reisen". Das spricht jeden an.
Die Veranstaltungen bündeln sich an zwei Orten; in den Räumen von Zeitraum/Exit und beim Kooperationspartner Alte Feuerwache.
Für den Abschluss des Festivals am 22., 23. und 24. September wurde das Trafowerk in Mannheim-Käfertal gefunden. Es ist zugleich die Deutschland-Premiere der jüngsten Produktion „Coda" des „Théâtre du Radeau" aus Le Mans. Die international renommierte Truppe hat eine besondere Art von Tanztheater mit eindrucksvollen Licht- und Raumeffekten entwickelt. Eigentlich tritt sie in einem großen Zelt auf. Aber dieses zu transportieren und aufzustellen wäre trotz Fördermitteln aus Frankreich nicht finanzierbar gewesen.
Der zweite Festival-Höhepunkt wird am 15. September, 20 Uhr, in der Fahrzeughalle der Alten Feuerwache eröffnet. Es ist die interaktive Theaterinstallation „Of all the people in all the world" der britischen Gruppe „Stan"s Café", die an den drei folgenden Tage, jeweils von 12 bis 20 Uhr, fortgesetzt wird. Das Projekt macht Statistiken anschaulich und erlebbar, hier eigens auf Mannheim bezogen. Wenn für jeden Menschen ein Reiskorn steht, gibt das für Mannheim einen gewaltigen Haufen Reis. Die Briten wiegen und rechnen: Wie viele Schulkinder, wie viele Ausländer, wie viele Autofahrer? Es entstehen mal größere, mal kleinere Häufchen Reis. Das Publikum soll eigene Fragestellungen beitragen.
Eröffnet wird das Festival, wie schon im Vorjahr, mit einem Fest für Künstler und Publikum am 14. September, 20 Uhr, in den Räumen von Zeitraum/Exit. Dazu gibt es eine Video-Installation von René Arnold, die während des ganzen Festivals zu sehen ist, und eine Performance von Tine Kortermand.
Im Kunstraum in der Alten Feuerwache werden am 18. September, 11 Uhr, die Ausstellungen „Q377" von Stephan Potengowski und Robert Tappert und „Déjà-Vues und Audiographien" von Gabi Schaffner eröffnet. Sie bilden den Rahmen für das Konzert „Soundscapes" von Lasse-Mark Riek am 20. September.
Bei Zeitraum/Exit steht Theater an. Am 16. und 17. ist ein Schauspiel mit Figuren und Video von und mit Yvette Coetzee über Menschen in der Großstadt zu sehen. Am 18. September erleben fünf junge, leicht schräge Schweizer Amerika. Am 17. und 21. September läuft hier großes Daumenkino von Volker Gerling aus Berlin.
Auf einer Litfasssäule am Paradeplatz werden Tourismus-Collagen von Jochen Schambeck die Blicke auf sich ziehen. Eric Henzler lädt zu „Meta"-Ersatz-Tourismus ein. Passanten können sich vor dem Fotohintergrund des Louvre oder der Pyramiden ablichten lassen, als wären sie dort gewesen.
(max)