Unbeschreiblich weiblich

Performance zum Auftakt des Mannheimer Festivals „Wunder der Prärie“

Zeitung

Rhein-Neckar-Zeitung

„Ist der nächste Odysseus eine Frau“, fragt Tine Louise Kortermand in ihrer Performance und Videoinstallation zur Eröffnung des internationalen Festivals für zeitgenössische Kunst „Wunder der Prärie“ im Mannheimer „zeitraum_ex!t“. Aber welche? Die Künstlerin aus Dänemark ist vielen Frauen aus Europa begegnet, hat ihren Geschichten zugehört, sie gesammelt und in Anlehnung an die Erzählung von Homer zu einer neuen weiblichen „Odyssee“ zusammengefügt.
Trotz ihrer unterschiedlichen Lebensumstände, Erlebnisse und Wahrnehmungen sind diese Frauen im Grunde alle durch ihre ewige Suche nach dem Glück, nach Anerkennung und Zufriedenheit, eben im Streben nach dem perfekten Leben gleich. Aber so unterschiedlich, wie das jede Frau für sich selbst definiert, so vielseitig wird es von Tine Kortermand in ihren Songs und parallel dazu projizierten Videos interpretiert. Auch die Wahl ihrer Kleidung bringt dies zum Ausdruck. Mal ist sie das naive Mädchen in Kniestrümpfen, mal die Rockgöre, die Karrierefrau, die „Tochter der verbotenen Gefühle“, die angepasste, freiheitsliebende, die Grenzen überschreitende Frau.
Tine Kortermand singt, unterstützt von Robert Cole Rizzi (Gitarre), Niels Ryde (Bassgitarre) und Rico Feldfoss (Schlagzeug), in hohen Tönen und in tiefen, zieht die Register des Jazz, geht über zum Slampoetry und zum Countrysong. Sie zeigt ihren Rücken und lässt die Verletzlichkeit einer Frau darauf projizieren. Auf den Videos führt sie durch einen Wald, führt durch Licht und gruselige Finsternis, zeigt die Vergänglichkeit. „My home is my castle“ steht da zum Beispiel in den Sand geschrieben, und schon kommt die Welle und wischt es weg. Ständige Veränderungen und am Ende im Video das Wesentliche: die Oma, die Mutter, die Tochter, das Baby, genannt nach der Oma. Soll heißen; Wir erfinden uns nicht neu, wir leben weiter in der nächsten Generation.
Vergänglichkeit und Paradies
Die ganze Welt ein Widerspruch, sein und nicht sein. Vergänglichkeit und Paradies. Suche, Irrfahrt und Heimkehr, eine Odyssee. Diese Reise zu sich selbst war ein kurzweiliger und interessanter Auftakt zum Festival „Wunder der Prärie“, das sich elf Tage lang dem facettenreichen Thema „Reisen“ widmet. Sehr nah geht auch die Video-Installation von René Arnold „Vater im Himmel“, die während aller Festival-Veranstaltungen im zeitraum_ex!t, Lange Rötterstr. 23, betrachtet werden kann. Wer heute oder morgen im Mannheimer Hauptbahnhof sein kann, sollte sich dort die „Metatourismus“-Performance nicht entgehen lassen. Da sein, wo man schon immer hin wollte, das wird dort möglich. Volker Gerling kommt mit seinem Daumenkino auf die Passanten in der Mannheimer City zu. Und auf dem Paradeplatz beim Stadthaus steht die Litfaßsäule mit satirisch bösen Collagen von Jochen Schambeck. Mehr zum Kunstangebot in der „Prärie“ unter der Internet-Adresse www.zeitraumexit.de.