Oh Endless Is This Misery
Fr 24. Jan / 19:30 Uhr / Tickets
zeitraumexit @ T6/18
Solipreis: 10€ (5€ / 15€ / 25€)
Das Hörspiel entstand im Rahmen von Live-Performances vom 5. bis 7. Oktober 2023 im Künstler*innenhaus Mousonturm in Frankfurt am Main, die sich mit dem Weltkongress gegen Imperialismus und Kolonialismus befassten, der 1929 in Frankfurt stattfand. Dieser Kongress war ein historisch einzigartiges Ereignis, bei dem Vertreter*innen aus kolonialisierten Ländern ihre Stimmen erhoben und selbst für ihre Anliegen sprachen. Im Gegensatz zu den damals vorherrschenden Diskursen über Kolonialismus, die oft von den Kolonialmächten dominiert wurden, bot der Kongress eine Plattform für eigenständige Perspektiven. Während Städte wie Paris und London sich weigerten, den Kongress auszurichten, öffnete Frankfurt seine Türen und schuf Raum für internationale Solidarität.
Dieses bedeutende Ereignis in der Geschichte der anti-imperialistischen Bewegung im 20. Jahrhundert bildet den Ausgangspunkt der performativen Reflexion. Anhand historischer Artefakte setzten sich die Künstler*innen mit dem utopischen Modell einer herrschaftsfreien Demokratie auseinander – einer Vision, die verwirklicht wird, wenn sich Individuen für das Gemeinwohl verantwortlich fühlen. Das Hörspiel greift den persönlichen Blickwinkel auf und reflektiert über die (bis heute) unerfüllten Hoffnungen auf eine gerechtere Welt. Es ist der Versuch, eine historische Ausgangssituation künstlerisch im Hier und Jetzt wiederzubeleben.
Die Hörspielfassung, die eine Dauer von 56 Minuten hat, wurde durch den Kultursommer Rheinland-Pfalz 2024 gefördert. Gefördert durch: Hessisches Ministerium für Wissenschaft und Kunst, Kulturamt der Stadt Frankfurt am Main, Kulturfonds Frankfurt RheinMain.
Produktion: textXTND. Mit: Sophie Agnel (FR), Akademischer Arbeiterliederchor Frankfurt (DE), Oliver Augst (DE), Larry Bonćhaka (GH), Marcel Daemgen (DE), Elisa Lou Ehinger (DE), Nicole Horny (DE), Sopo Kashakashvili (GE), Philippe Pirotte (BE), Tracey Rose (ZA), Melati Suryodarmo (ID), Sadie Woods (US). Koproduktion: Mousonturm. Tonaufnahmen: Hessischer Rundfunk hr2-kultur, Alexander Kolb. Bearbeitung, Mix, Realisation: Oliver Augst.
/englisch
The world congress against imperialism and colonialism in 1929 in which representatives of colonised countries participated for the first time marked the starting point of Oliver Augsts radio play. Against the background of historical artifacts, the artists confront themselves with an utopian model of democracy free of domination.
Informationen zu den Künstler*innen
Sophie Agnel - Frankreich
ist eine französische Pianistin der Improvisationsmusik, die insbesondere für die von ihr erweiterten Klangmöglichkeiten auf dem präparierten Klavier bekannt ist.
Der Akademische Arbeiterliederchor - Deutschland
ist ein 2017 an der Goethe-Universität Frankfurt gegründeter Laienchor, der Lieder von Bertolt Brecht und Hanns Eisler singt. Sein Ziel ist die Vermittlung von musikalischer und politischer Bildung im Sinne dieser beiden Künstler. Er verpflichtet sich zur treuesten Arbeit am musikalischen Material Hanns Eislers und macht es sich zur Aufgabe, die seit Eisler verlorene Linie einer avantgardistischen Kompositionstechnik für Arbeiterlieder aufzugreifen und weiterzuführen.
Brecht und Eisler
gehören zu den bekanntesten Künstlern, die in der Zeit der Weimarer Republik (aber auch später) ihre Kunst in Dienst des Kommunismus stellten, gegen den Imperialismus, die Ausbeutung und den Krieg kämpften. Aus ihren Liedern lernen wir über das Scheitern einer besseren Gesellschaft, über die Möglichkeit einer anderen Welt. Keine Niederlage ist endgültig, »so wie es ist, bleibt es nicht«.
Der gemischte Chor
singt unter der Leitung von Sonja Ebel-Eisa (Sängerin und Stimmbildnerin), am Klavier begleitet Viola Großbach.
Oliver Augst - Deutschland/Frankreich
Musik-, Hörspiel- und Bühnenproduktionen, variable Ensembles und Kooperationen, internationale Konzerttätigkeit. "Frankfurts zentraler Künstler im experimentellen Grenzbereich von Musik, Hörspiel, Literatur und Theater." (M. Pees, Berliner Festspiele) "He is a musician that is crossing real boundaries. If you haven't heard of him, it's because he's crossed a boundary that matters." (Downtown NYC)
Larry Bonchaka - Ghana/Deutschland
Bonchaka ist ein Multimediakünstler, dessen Praxis sich um ein kritisches Interesse an Identitätspolitik, materieller Kultur, gemeinschaftsbasierten Projekten und Zusammenleben dreht. Seine auffallend einfachen, aber durchdachten Stillleben spiegeln die alltäglichen Systeme von Produktion und Bedeutungsgebung wider. Larry absolviert derzeit seinen Master of Arts an der Hochschule für Bildende Künste – Städelschule, Frankfurt am Main. Er ist Mitbegründer des Künstlerkollektivs ASAFO BLACK und des Künstler- und Architektenkollektivs COMMUNNE 6x3.
Marcel Daemgen - Deutschland
Musiker und Musikproduzent auf dem Gebiet der elektroakustischen Musik und des Industrial Noise.
Elisa Lou Ehinger - Deutschland
Studentin (Hochschule für Gestaltung Offenbach am Main); Sprecherin u.a. bei »Das zornige Schreiben«, Hörspiel von Oliver Augst und Miriam Cahn, Deutschlandfunk Kultur 2022.
Nicole Horny -Deutschland
Schauspielerin, ausgebildet am Max-Reinhardt-Seminar Wien (AT), der Oxford School of Drama (GB) und der Europäischen Meisterklasse für Regie- und Schauspielkunst GITIS (DE/ RU). Nach Zusammenarbeiten mit u.a. Heiner Müller, Ferruccio Soleri, Karl Paryla, Eimuntas Nekrosius ist Nicole Horny sowohl im klassischen Theaterbetrieb als auch an freien Produktionsstätten zeitgenössischer darstellender Kunst als Schauspielerin/ Performerin tätig, ist etablierte Sprecherin für Hörspiel, Feature und Synchron, Bühnenbildnerin, Hörspielautorin und lehrt als MA Speech Science/ Phonetics u.a. an der Philipps-Universität Marburg.
Sopo Kashakashvili - Georgien/Deutschland
Sopo Kashakashvili ist eine georgische, interdisziplinäre Künstlerin. Ihre Praxis beruht auf Rauminstallationen, die sie als »soziale Konstellationen« bezeichnet. Themen wie Kollektivität, Migration und die Wechselbeziehung zwischen Körper und Architektur werden in ihren textbasierten Arbeiten, Installationen, Performances und Video-/ Audioarbeiten erforscht. Insgesamt untersucht sie die soziale Koexistenz und die gegenwärtigenMomente des Lebens und der Zeit. Eine weitere Ebene ihrer Praxis ist in kollektiver Arbeit, öffentlichen Interventionen und mobilen Strukturen verwurzelt. Sie ist ein Gründungsmitglied des Kollektivs commune 6x3.
Philippe Pirotte - Belgien/Indonesien
Kunsthistoriker, Kurator. Ehemaliger Direktor der Städelschule Frankfurt
Tracey Rose - Südafrika
Rose ist bekannt für ihre Performance-Kunst, Fotografie, Videos und Installationsn. Rose gehört zu einer Generation von Künstler·innen, die versuchen, die künstlerische Geste im Südafrika nach der Apartheid neu zu erfinden. In diesem Rahmen hat sie eine provokative visuelle Welt geschaffen, deren Komplexität die sozialen und politischen Schwierigkeiten der Aufgabe widerspiegelt. Mit einer Low-Fi und DIY-Ästhetik erweckt die Künstlerin Figuren zum Leben, die in verschiedenen Welten leben. Mit Verweisen auf das Theater und die Karnevalstradition bewegt sich ihr Werk im Bereich der Satire und stellt die vorherrschende Ästhetik der zeitgenössischen Kunst in Frage.
Melati Suryodarmo - Indonesien
Melati Suryodarmo beschäftigt sich in ihren Performances mit der Beziehung zwischen dem menschlichen Körper, der Kultur, der er angehört, und der Konstellation, in der er lebt. Durch ihre Anwesenheit kompiliert, extrahiert, konzeptualisiert und übersetzt sie bestimmte Phänomene oder Themen in Bewegungen, Handlungen und Gesten, die für ihre Performance spezifisch sind. Suryodarmos Performances beschäftigen sich mit kulturellen, sozialen und politischen Aspekten, die sie durch ihren psychologischen und physischen Körper zum Ausdruck bringt, um über Identität, Energie, Politik und Beziehungen zwischen dem Körper und seiner Umgebung zu sprechen. Melati Suryodarmo studierte an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig, Deutschland, bei Marina Abramovic.
Sadie Woods - USA
Post-Disciplinary Artist, Independent Curator, DJ, Cultural Worker
Für Sadie Woods ist Musik eine treibende Kraft, die zu sozialem Empowerment führen kann. Durch das Mischen, Bearbeiten und Neukomponieren führt Woods nicht nur eine Verarbeitung historisch, politisch und kulturell aufgeladener Momente durch, sondern schafft »Räume der Handlungsfähigkeit« für ihre Zuhörer*innen. Als postdisziplinäre Künstlerin, Kuratorin und DJ erforscht Woods unter dem Pseudonym Afrodjia das diasporische Erbe Amerikas und des globalen Südens. Neben vielen anderen Projekten erhielten Woods’ mixtapes It Was A Rebellion (2018) und Party as Protest (2020) internationalen Beifall. Zu ihren aktuellen Projekten gehört The People’s Radio (2021), das das öffentliche Radio als Kanal für schwarze Ausdruckskultur und radikale Vorstellungskraft erforscht.
Foto Sadie Woods: Nicole Acosta
Foto Sopo Kashakashvili: Alexander Paul Englert