Abenteuerliche Exkursionen

KUNST: Raum- und Klanginstallationen bei "Wunder der Prärie" in Mannheim

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Mannheimer Morgen

Von unserer Mitarbeiterin Maria Para

"Reisen" lautet bekanntermaßen das diesjährige Motto des von zeitraum_ex!t Büro für Kunst initiierten Festivals "Wunder der Prärie". Im Althochdeutschen bedeutete das Wort "risan" "aufstehen, sich erheben", wir verstehen darunter das Sich-Bewegen von einem Ort zum anderen. In der Regel mit dem Ziel, neue und bereichernde Erfahrungen zu machen.

Was aber, wenn man plötzlich das Gefühl hat, das alles schon einmal gesehen und erlebt zu haben? Diese als "Déjà-vu" bezeichnete Wahrnehmungstäuschung ist Ausgangspunkt der Ausstellung von Gabi Schaffner. Sie versteht sich als "reisende Künstlerin", die in ihren in Texas, Island und der Mongolei entstandenen Fotografien mit kulturellen Parametern wie "Landschaften", "Häuser" oder "Innenräumen" arbeitet und dort nach deckungsgleichen Stimmungen und Zuständen sucht. Die studierte Germanistin, Ethnologin und Absolventin der Hamburger Kunstakademie stellte zur Eröffnung des Kooperationsprojekts von zeitraum_ex!t und dem Kunstraum der Alten Feuerwache in Mannheim ihr Vinyl-Album "Finnish Snow-walks and Dances" vor.

Ein paar Tage später präsentierte dann der Geräuschkünstler Lasse-Mark Riek mit minimalen Fingerbewegungen auf dem Touch-Pad seines Laptops einen Remix der Sammlung finnischer Schneemusiken, in der sich an langsame Tanzschritte erinnernde Töne, sphärische Klänge und geloopte Stimmfetzen abwechselten. Dem voran gingen zwei Sets mit von Gabi Schaffner in Island und von Lasse-Mark Riek in Finnland gesammelten Feldaufnahmen, die mal wie gurgelndes Wasser, mal wie das Knirschen von Schritten im Schnee klangen und bei den Hörern eine innere "Soundlandschaft" entstehen ließen.

Von erzwungenen, unfreiwilligen Reisen erzählt die beeindruckende, weil auch sinnlich ansprechende Rauminstallation von Stephan Potengowski und Robert Tappert. Der Bildhauer und der Architekt bedeckten in ihrer "Q377" betitelten Arbeit einen begehbaren Tunnel aus Baustahlgittermatten mit über 3000 ziegelartig angeordneten orangefarbenen Karten. Wie blasse, bräunliche Aquatinta-Radierungen wirken die der Innenseite zugewandten Motive, die typische Flüchtlingsfotos aus Zeitungen und Zeitschriften zeigen. Die Besucher sind aufgefordert, Karten mitzunehmen und so die interaktive Installation zunehmend durchlässiger und lichter zu machen.