Vom Mut der Heldenmimen

Performance im Frankfurter Mousonturm

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Frankfurter Allgemeine Zeitung

Ja, so eine Uniform, die zieht einen doch sofort gerade. Im Grunde ist es wurst, ob sie khakifarben ist oder eben auch - schwarz. Als Schauspieler SS spielen, was für eine Herausforderung. Oder Hitler. Wie Bruno Ganz, dem Susanne Zaun ihren Titel verdankt. 'Krieg spielen oder Ich würde niemals bösartig eine Suppe essen'' heißt ihre Performance für vier junge Drauen in langen Abendkleidern, deren Test aus den Selbstaussagen von Ganz, Corinna Harfouch, Veronika Ferres und anderen besteht. Ganz, so als Mensch, würde nie bösartig eine Suppe essen. Aber auch als Hitler würde er es nicht tun - denn er will ja nicht das Klischee des bösen Nazis zeigen, sondern das Authentische. Das wollen alle und greifen zur rohen Zwiebel, um die adäquaten Tränen ins Schauspielergesicht zu zwingen, während die Dünste sicht ausbreiten im Frankfurter Mousonturm.

Zaun geht der Frage nach, wie die Darsteller in Kriegs- und Heldenfilmen über Nationalsozialismus und Zweiten Weltkrieg ihr eigenes Tun betrachten - als Schauspieler und Mensch, wie es so schön heißt. Womit das Herumeiern beginnen kann. Nicht nur das der Schauspieler, deren Selbstaussagen von Hilflosigkeit bis zu dämlicher Egozentrik reichen. Auch Publikum und Kritik mussen sich ertappt fühlen. Denn es ist ja hierzulande so, wie sich Jenny Elvers-Elbertzhagen an ihre Arbeit mit Schlingensief erinnert: 'Immer kam von irgendwo Hitler. Von rechts kam er, von links kam er, von vorne...'

Die Texte, die Calrine Creutzburg, Isabell Dachsteiner, Katharina Runte und Anna Schewelew als Chor und einzeln sprechen, offenbaren, bis zum 'Bambi' für Tom Cruise als Darsteller von Stauffenberg, wie die Entscheidung, einen Bösen oder einen Helden zu spielen, nahe an den Heldenmut gerückt wird - oder Rechtfertigung erzwingt.

Das ist fatal und sehr komisch, weil Zaun geschickt Monologe und nachgespielte Interviews mit einem tickernden Sound verwoben hat. Eine akkurate, das Militärische persiflierende Choreographie aus aggressivem Gemüseschnipseln, bösem Suppenessen und dem Zerschmeißen mit Hitlerbärtchen bemalter Teller schafft zudem Kontrapunkte, bis zum Showdown, der im Gelächter untergeht: eine Show für beiläufige Heldinnen.

Eva-Maria Magel