Es gibt keinen sicheren Ort, nirgends / Touching The Void
Eröffnung: Samstag, 30. April 2011, 20 Uhr
Dauer der Ausstellung: 1. - 22. Mai 2011
Öffnungszeiten: Fr 16 - 20 Uhr, Sa/So 14 - 18 Uhr
Das Bild als Bildraum zu verstehen ist einer der zentralen Gedanken und eines der wesentlichen Erlebnisse in der Geschichte der Kunst. So fand wohl jede Epoche ihr jeweiliges Paradigma für den Umgang mit dem Bildraum, das als revolutionär zu gelten hatte und die Kunst oder gleich das Sehen zur Wahrheit führen sollte. Die Zentralperspektive als „Erfindung“ des Künstlergenies scheint als heroischer Moment in der großen Erzählung europäischer Kunstgeschichte auf, und nicht zufällig tritt in dieser Erzählung zeitgleich auch der freie Künstler aus Berufung erstmalig auf den Plan; in der Moderne der 60er Jahre, die nicht mehr nur klassisch sein möchte, soll hingegen die Erkenntnis in der Malerei und die Malerei in der reinen Fläche von Farbe auf Leinwand ihr Heil finden. Trompe-l'œil, Op-Art oder der heutige Hype des 3D-Kinos zeugen auf anderen Ebenen von der Auseinandersetzung mit dem Bildraum und vielleicht davon, dass wir – ob aus Gewohnheit oder von Natur aus – vom Bild auch den Raum verlangen, und jedes Bild als Aussicht erleben möchten – ob nun in Nachahmung unserer Wirklichkeit als Aussicht in den Bildraum der Simulation, oder – beispielsweise in der Unendlichkeit einer einzelnen Farbe – in eine ideellere Welt, der unsere Wirklichkeit nur eine Last ist.
Kann das Bild, das nicht als Simulation eines Bildraumes Wirklichkeit abbilden soll, dennoch zum Ort werden – oder ist das Bild immer ein Ort, da an ihm das Ereignis unserer Anschauung stattfindet? Ist dieser Ort dem Bildträger verhaftet, oder vielmehr diesem Ereignis der Anschauung, das die Betrachtenden erleben – und dem künstlerischen Impuls und Konzept, die ihm zugrundeliegen? Und schließlich – wenn wir in einer einfachen Metapher das Bild als Fenster nehmen, wie können wir die Welt dahinter daran hindern, in unsere zu fallen und sich den Raum anzueignen?
Enrico Bachs Ölgemälde eröffnen die Diskussion; Objekte von Chul-Hyun Ahn und Markus Zimmermann kippen faktische räumliche Konstruktionen; Matt Calderwood und Annabel Lange verhandeln den White Cube als illusorische Oberfläche der Moderne; Joe Merell führt den Stadtraum auf seine Zeichenhaftigkeit zurück; Andreas Lorenschats Installation schließlich gelangt zur Frage, wie die Bildbeschreibung zum Bildraum werden kann.
Künstler: Enrico Bach (DE), Matt Calderwood (DE), Chul-Hyun Ahn (KR), Gregor Gleiwitz (DE) Annabel Lange (DE) Andreas Lorenschat (DE), Joe Merell (DE) Markus Zimmermann (DE).
Parallel zur Ausstellung in Mannheim ist vom 29. April bis 29. Mai 2011 im Kunstraum: Morgenstraße in Karlsruhe eine Ausstellung mit Arbeiten der Künstler Dennis Feddersen und Enrico Bach zu sehen. Die Morgenstrasse ist dabei als "Satellit" und Kommentar zur Mannheimer Ausstellung zu verstehen. Als ein Ort an dem sich die beiden Künstler in ihren Medien mit den dunkleren und vereinnahmenderen Qualitäten von (Bild)Räumen auseinandersetzen. Beiden Positionen ist es dabei gemein, dass sie das wahrgenommene Raumgefüge destabilisieren und die Grenzen zwischen Betrachter- und Bildraum zum verschwimmen bringen.
Die Ausstellung findet mit freundlicher Unterstützung des Kulturbüros Baden Württemberg und der Kunststiftung Baden Württemberg statt.
Ab 30. April ist die Morgenstrasse zu Gast im zeitraumexit in Mannheim, bis dahin ist sie hier zu finden:
www.morgenstrasse.de