Sekret - Eine künstlerische Auseinandersetzung zu Körperflüssigkeiten

Schweiß, Blut, Urin, Eiter, Vaginalsekret, Sperma, Spucke, Tränen, … – unser Körper besteht zu etwa 70 % aus Flüssigkeit, von der viele auf unterschiedlichste Weise aus ihm austreten. Doch das „an die Oberfläche treten“ dieser Substanzen wird in unserer westlichen Gesellschaft oft tabuisiert, mit Klischees belegt, politisch aufgeladen oder schlichtweg abgelehnt. Warum schämen wir uns für so viele unserer Körperflüssigkeiten? Wer darf wie schwitzen, weinen oder bluten? Und was sagt der Umgang mit Körpersekreten über gesellschaftliche Machtstrukturen, Geschlechterrollen und emotionale Ausdrucksformen aus?

Das künstlerische Forschungsprojekt „SEKRET“ widmet sich der kulturellen, politischen und ästhetischen Bedeutung menschlicher Körperflüssigkeiten. Aufbauend auf der performativen Arbeit „Sekret – Eine Tränen-Bar Performance“, in der sich Wiebke Mueller intensiv mit dem emotionalen Weinen auseinandersetzte, erweitert das Folgeprojekt nun den Fokus auf weitere Körperflüssigkeit wie Schweiß, Blut, Urin, etc. Das Projekt untersucht, wie diese Körperflüssigkeitn in Popkultur, Politik, Geschichte und Alltagskultur dargestellt oder verdrängt werden – und wie sie gleichzeitig Räume für Widerstand, Intimität oder Identitätsbildung eröffnen können.

Wiebke Mueller arbeitet als freischaffende Szenografin mit einem Fokus auf Bühnenbild, Kostüm und Performance. In ihrer künstlerischen Praxis steht das Erzählen über und mit Material, ortsbezogenen Kontexten und Figur im Zentrum. Sie interessiert sich für das Eigenleben von Objekten ebenso wie für deren symbolische Aufladung im gesellschaftlichen Kontext. Dabei entwickelt Wiebke eigenwillige, vielschichtige Figuren zwischen Charakterdesign und Kostümbild, die sowohl auf der Bühne als auch im urbanen Raum beheimatet sein können. Ein zentrales Anliegen ihrer Arbeit ist es, klassische Theaterkontexte aufzubrechen und neue Räume des Erzählens zu erschließen. Sie beschäftigt sich in vielen ihrer Projekte mit den „kleinen Bühnen der Stadt“ – also jenen Orten, die alltäglichen Charakter haben, aber großes erzählerisches Potenzial bergen. Kollektive Arbeitsformen sind ein wichtiger Bestandteil ihrer künstlerischen Arbeit. Seit 2017 ist Wiebke Mitgründerin und aktives Mitglied des Künstlerinnenkollektivs Kollektiv Kubik, das temporäre Kompliz*innenschaften initiiert und interaktive, gesellschaftsrelevante Formate entwickelt. Wiebke arbeitete und produzierte unter anderem an der Residenz Leipzig, dem Staatsschauspiel Dresden, der Galerie für Zeitgenössische Kunst (GfZK) Leipzig, dem Theater der jungen Welt, dem Theater Junge Generation Dresden, im Objekt Klein A, in der 4Bid Gallery Amsterdam, am Staatstheater Karlsruhe oder dem Chimaera Festival. Im Bereich Bühne und Kostüm assistierte sie in der Vergangenheit beispielsweise bei Produktionen von Lucia Bihler, Frank Castorf, Rainald Grebe oder Katrin Plötner. Aktuell arbeitet Wiebke für eine Kinder- und Jugendproduktion am Theater Plauen-Zwickau und erhält für ihr freies künstlerisches Projekt “Sekret” die Landesgraduiertenförderung Baden Württemberg. Aktuell lebt Wiebke in Dresden. www.wiebkemueller.art 

Fotos: Quirin Thalhammer