„Der Tod versöhnt?“ – Kriegsgräber zwischen Erinnerung und Mahnung
Julian Keil, Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V., Kreisverband Mannheim
Freitag 3.Oktober 2025
11:00
- 12:30
Uhr
/ Hauptfriedhof Mannheim / Führung + Gespräch / deutsch / ab 14 /
Was erzählen uns Kriegsgräber heute? Kriegsgräber sind stille Zeugen der Vergangenheit. Sie erinnern uns an die Schrecken von Krieg und Gewalt. Doch welche Bedeutung haben diese Orte noch in der heutigen Zeit? Welche Botschaften senden sie uns – Mahnung, Gedenken oder beides? Diese Fragen stehen im Mittelpunkt einer besonderen Spurensuche auf der Kriegsgräberanlage des Mannheimer Hauptfriedhof.
Wir begeben uns in das Spannungsfeld zwischen der kollektiven Mahnung – die uns vor den Schrecken der Folgen von Krieg und Gewaltherrschaft warnen will – und individuellem Gedenken, das die persönliche Geschichte jedes einzelnen Verstorbenen in den Vordergrund stellt.
Kriegsgräber kennen wir häufig als eine Aneinanderreihung von einzelnen Grabzeichen, seien es Kreuze oder andere Grabzeichen, die, zwar meist auch in einer einheitlichen Gestaltung, aber doch auch die Einzelschicksale von Menschen mit ihren Namen und Lebensdaten hervorhebt. Doch gibt es auch die Alternative einer Anlage ohne individuelle Grabkennzeichnung die eine gewisse Anonymität schafft. Wir beleuchten die Geschichte dieser Gestaltungsformen und deren gesellschaftlichen und politischen Hintergründe.
„Der Tod versöhnt“, ist in großen Buchstaben auf dem zentralen Denkmal eingraviert, diese Aussage lädt zu einer besonderen Reflexion ein, denn nicht alle empfinden im Tod automatisch Versöhnung; oft bleiben Schmerz und Konflikte lebendig. Dennoch ist „Der Tod versöhnt“ eine kraftvolle Hoffnung – dass am Ende der Konflikte und des Lebens etwas eint und Frieden schafft.
Am Ende der Führung bietet eine Gesprächsrunde Raum, um persönliche Eindrücke auszutauschen und weiter über das Spannungsfeld von Mahnung und Gedenken, von Vergangenheitsbewältigung und Zukunftsverantwortung zu reflektieren. So wird die Begegnung mit den Kriegsgräbern zu einer lebendigen, bewegenden Erfahrung, die uns dazu anregt, innezuhalten und nachzudenken – über das, was war, und das, was wir daraus lernen können.
Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. sucht und bestattet im Auftrag der Bundesregierung Kriegstote im Ausland und pflegt ihre Gräber. Er klärt bis heute Schicksale und leistet durch Bildungsarbeit, Jugendprojekte und internationale Begegnungen einen Beitrag zu Frieden und Verständigung. In Mannheim engagiert sich das ehrenamtliche Team sozial, kulturell und veranstaltet mit Jugendlichen freiwilligen Arbeitseinsätzen auf der Kriegsgräberanlage getreu dem Motto „Arbeit für den Frieden“.
Julian Keil engagiert sich bereits seit vielen Jahren ehrenamtlich für den Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge. Seit 2023 ist er zudem als ehrenamtlicher Geschäftsführer des Kreisverband Mannheim tätig. Geprägt durch zahlreiche freiwillige Arbeitseinsätze im Ausland, war es ihm ein besonderes Anliegen, das Motto „Arbeit für den Frieden“ auch vor Ort mit Leben zu füllen – insbesondere durch Angebote für Jugendliche in Mannheim. Seit 2024 widmet er sich intensiv der Recherche zu den Kriegsgräbern auf dem Mannheim Hauptfriedhof. Im Hauptberuf als Controller tätig, sieht er dieses Engagement als bewusstes Gegenprogramm zum Büroalltag – und als wichtigen Beitrag zur Erinnerungskultur.
Foto: Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V., Kreisverband Mannheim