Somewhere there´s war
Studio Urbanistan
Freitag 3.Oktober 2025
14:30
- 16:00
Uhr
/ Performative Audio Installation / deutsch / ab 16 /
Krieg begegnet uns in den Nachrichten als alltäglicher Fakt des Grauens, als Zahl der Zerstörung und der Toten. Krieg begegnet uns in Blockbustern als Held*innenepos oder als Kinderspiel mit Plastikwaffen. Als Geschichte des Vergangenen. Als Nachbar*innen, die geflüchtet sind. In seiner realen Greifbarkeit zeichnet er sich in unserem Alltag allerdings vor allem durch Abwesenheit aus. Obwohl viele Menschen in Deutschland Kriegserfahrungen haben, bleiben diese oft unsagbar und unsichtbar. Zu traumatisch sind die Erlebnisse, zu absurd zum Begreifen, zu alltagssprengend das Sprechen darüber.
Zwischen unseren Bildern und der realen Erfahrung des Krieges klafft eine Lücke. Eine Lücke zwischen ohrenbetäubendem Lärm und Stille. Zwischen Sprachlosigkeit und Alltagseinbruch. Wo gibt es Raum für etwas, für das eine Sprache erst gefunden werden muss? Wie können wir über Krieg sprechen? Wie erzählen? - Als Soldatin, Zeitzeugin, Geflüchtete? Wie zuhören? Welchen Platz haben reale Erfahrungen des Krieges und die unsichtbaren Folgen in unserer heutigen Gesellschaft? Und was erzählen sie über die Absurdität angesichts sich schärfender Freund-Feind-Erzählungen und näher kommender Bedrohungsszenarien?
In “Somewhere there´s war” wird eine friedliche Wohnsituation zur bürgerlich-alltäglichen Kulisse einer begehbaren, performativen Audio-Installation. Drei Gruppen betreten im Rotationsprinzip jeweils für 30 Minuten lang einen Ort der Siedlung in einer Trilogie ohne Anfang und Ende, die die Absurdität des Unbegreiflichen in Momenten aufflackern lässt.
Mit Stimmen von: Renate Aris, Anastasia Biefang, Maryna Kicil, einem Leipziger Journalist aus Syrien & Annika Schröder. Performance: Tilla Kratochwil, Konstantin Lehmann. Künstlerische Leitung: Clara Minckwitz, Julia Lehmann. Sounddesign: Antje Meichsner. Objekte + Programmierung: Sebastian Arnd. Sprecherinnen: Tilla Kratochwil, Olga Taschirewa. Produktion: Sarah Arndtz. Ramadan Jabar. Technik + medientechnische Gestaltung: Robert Gotthard. Übersetzung + Dolmetschen: Irina Nekrasov.
Vielen Dank für die offenen und vertrauensvollen Gespräche an alle Menschen, die mit uns gesprochen haben.
Eine Koproduktion von STUDIO URBANISTAN und LOFFT — DAS THEATER. Gefördert vom Fonds Darstellende Künste aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, von der Stadt Leipzig - Kulturamt, der Schulze-Fielitz Stiftung Berlin und der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen. Diese Maßnahme wird mitfinanziert durch Steuermittel auf der Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes.
Vielen Dank an: Vania Amigo, Karla Löwenhagen & Joachim Köhler, Stephan Schneider & Philipp Thierer, Philip Kraft
STUDIO URBANISTAN ist ein Label für performative Zwischenfälle im urbanen Raum und steht für die gemeinsamen Arbeiten von Julia Lehmann und Clara Minckwitz. An der Schnittstelle von gebauten Realitäten und verborgenen Themen kreiert STUDIO URBANISTAN seit 2014 neue Erfahrungs- und Begegnungsräume zwischen Alltag und Fiktion, die die Regeln und Konventionen umkämpfter Gebiete außer Kraft setzen. Die individuellen Geschichten und persönlichen Stimmen des urbanen Raums sind integraler Bestandteil der Projekte, die mit wechselnden Künstler*innen, Performenden und/oder der lokalen Bevölkerung realisiert werden. Auf der Suche nach den utopischen Momenten des gewöhnlichen Lebens werden die Ergebnisse ihrer Recherche zur dokumentarischen Grundlage spielerischer Experimente, deren Formate irgendwo zwischen Audiotour, Site-Specific Performance und Recherchetheater changieren.
Fotos: Alina Simmelbauer